Herr Teufel Faust
Der Charakterdarsteller Dominique Horwitz in einem Solo-Stück
„Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!“, „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“, „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein“… Die Menge an geflügelten Worten, die Goethe uns mit seinem „Faust“ vermacht hat, lässt nicht nur auf die immense Bedeutung des Werks für die deutsche Sprache schließen, sondern auch auf dessen zeitlosen Inhalt.
Die sagenumwobene Lebensgeschichte des Alchemisten Dr. Johann Georg Faust (ca. 1480–1538) legte den Grundstein für den deutschen Klassiker schlechthin. Die 1808 veröffentlichte Tragödie „Faust“, die Johann Wolfgang von Goethe aus dieser Vorlage entwickelte, sollte in die Geschichtsbücher eingehen. In jedem Jahrhundert, in dem dieser Stoff auf literarischem, darstellerischem, musikalischem und filmischen Wege interpretiert wurde, behielt er seine unvergleichliche und unzerstörbare Aktualität: Die ständige Getriebenheit der modernen Welt, die Beschleunigung, der Zwang der ständigen Selbstoptimierung, mehr Achtsamkeit, mehr Klimaschutz, die Kirche in einer tiefen Krise … Die Figur des Faust wäre im 21. Jahrhundert ebenso unglücklich wie zu seiner eigenen Zeit. Ist sie eine Kritik an der „Nichtentwicklung“ der Gesellschaft? Oder ein Appell, zur Ruhe zu gemahnen, angesichts der Tatsache, dass sich manche Dinge eben niemals ändern?
Mit kritischem Blick hinterfragt Dominique Horwitz in der verdichteten „Faust“-Fassung von Torsten Fischer, was uns die Gelehrtentragödie heute noch zu sagen hat und wagt dabei – wie Faust selbst – eine ebenso verwegene wie berührende Evaluation der eigenen Biografie – zwischen Erwartungen, Vernunft und dem Bruch mit Konventionen. Tief bewegend und mit einer Prise Humor lässt Horwitz ein Werk in neuen Farben schillern, das die Begegnung des Menschen mit der eigenen Vergänglichkeit zeigt.
Dominique Horwitz gilt als einer der größten Charakterdarsteller der deutschsprachigen Theaterlandschaft. Als vielseitiger Künstler ist er ebenso bekannt als leidenschaftlicher Jacques-Brel-Interpret wie für seine TV-Auftritte im „Tatort“. Er arbeitete mit Regisseuren wie Volker Schlöndorff, Andreas Dresen, Dieter Wedel und Josef Vilsmaier zusammen. 2023 erhielt Horwitz den Sonderpreis des INTHEGA-Vorstands für herausragende und langjährige Leistungen für das deutschsprachige Gastspieltheater.
EURO-STUDIO Landgraf – Regie: Torsten Fischer – Spiel: Dominique Horwitz – Ausstattunng: Herbert Schäfer, Vasilis Triantafilopoulos
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